Ein halbes Jahrhundert habe
ich schon hinter mir. Ich bin am Ende meines 51. Lebensjahres und fange an zu
grübeln: Wie ist das eigentlich mit dem Altwerden?
Klare Anzeichen einer alten
Frau sind nicht abzuleugnen. Mit der Mode kann ich nicht mehr mithalten, und
ehrlich gesagt ist es mir auch ziemlich egal, ob dass, was ich trage diesen
oder letzten Jahres Trend entspricht oder sogar schon länger zurück liegt. Mit
den modernen Musikrichtungen komme ich schon gar nicht mehr mit. Es klingt fast
alles gleich in meinen Ohren, nervt mich nach kurzer Zeit und es fällt mir
manchmal schwer das als Musik überhaupt anzuerkennen. Ich kenne die Namen von
berühmten Stars kaum noch. Ob Film oder Fernsehen, sie scheinen alle
bedeutungslos im Vergleich zu denen, die mir in Erinnerung sind und die langsam
nicht nur von der Leinwand, sondern auch aus dem Leben abtreten. Jede Woche
scheidet einer der Helden, die mir als unsterblich erschienen aus dem Leben,
einfach wegen hohen Alters. Und mein Körper ist auch nicht, was er 'mal war,
macht einfach nicht mehr alles mit, was ich will. Irgendwo schleicht immer
irgendein Schmerz herum. Die Nähe einer Toilette wird immer öfter von großer
Wichtigkeit.
Und doch bin ich noch ein
kleines Mädchen. Noch immer bin ich verletzlich, noch immer habe ich närrische
Ängste, die ich nicht zu überwinden vermag, noch immer gibt es zu viele
unbeantwortete Fragen in meinem Kopf und ich weiß noch immer nicht, was ich
werden will, wenn ich groß bin. Ich brauche eine Schulter zum ausheulen, oft
auch jemanden, der mir den Weg zeigt, und bis heute weiß ich nur selten was
wirklich recht ist und was unrecht. Ich habe Spaß an Albernheiten und wäre gern
'mal leichtsinnig in der Hoffnung das jemand, der grösser
ist als ich, die Sache gerade biegt, wenn etwas schief geht.
Also, was bedeutet es dann alt
zu werden? Wo bleibt die Weisheit, die mit der reichen Erfahrung hätte kommen
sollen; wo die dicke Haut, die mir nach all der Prügel des Schicksals hätte
wachsen sollen? Wo ist die ruhige Selbstsicherheit, mit der ich nachfolgenden
Generationen die Richtung hätte weisen können und sie den Unterschied zwischen
gut und böse hätte lehren dürfen; wo die ausgeglichene Zufriedenheit mir der
ich das Leben endlich so hätte hinzunehmen vermocht, wie es nun einmal ist?
Es sieht so aus als hätte ich
noch einiges vor mir. Auf ins nächste halbe Jahrhundert also….